Die Grenzen
Wie können Entäuschungen vermieden werden?
Wer auswandert, möchte in aller Regel sein Leben und das Leben seiner Familie verbessern. Folglich hat man die Erwartungshaltung, dass das Leben in Neuseeland besser ist, als in Deutschland. Neuseeland ist aber kein Paradies! Wer das glaubt, kann sich in die Reihe derer einreihen, die reumütig (und unter Umständen sogar in Begleitung von Fernsehjournalisten) wieder in die Heimat zurückkehren.
Der erste Schritt im Einwanderungsprozeß ist der Wichtigste – nämlich die Frage, will man wirklich nach Neuseeland auswandern und weiß man, was einen da erwartet? Gerade in beruflicher und geschäftlicher Hinsicht klaffen Vorstellung und Realität oft auseinander. Auf der einen Seite des Spektrums gibt es die häufig vertretene Einstellung, man habe es in Deutschland geschafft, dann werde man es wohl auch im kleinen Neuseeland schaffen. Auf der anderen Seite gibt es die – u.a. von Immigration New Zealand geschürte – Erwartungshaltung, dass einem in vielen Berufen hier die Türen offenstehen. Beides ist leider oft falsch!
Im IT Bereich wird zum Beispiel auf den Skill Shortage Listen proklamiert, dass jeder nur erdenkliche IT-Spezialist hier einen Job finden müßte. Zwar ist richtig, dass die Banken, Telekoms, Verwaltungsbehörden und andere große Konzerne, wie Fronterra, IT-Fachkräfte brauchen und international rekrutieren. Die starke Lobby dieser Firmen hat letztendlich auch dazu geführt, dass die diversen IT-Berufe auf die Skill Shortage Listen kommen. Das Problem ist nur, Unternehmen in der Größenordnung gibt es hier nicht viele, und die unzähligen kleinen Firmen, die bis zu 20 Angestellte haben, stellen nur selten einen IT-Spezialisten vollzeit an! Das hat zur Folge, dass die Computerleute, die nicht bei den wenigen großen Firmen unterkommen, echte Schwierigkeiten haben können, eine feste Anstellung zu finden. Wer allerdings eine anerkannte IT-Ausbildung nachweisen kann, qualifiziert sich vielleicht für eine Einwanderung ohne Job, was die Jobsuche vereinfacht und die Möglichkeit eröffnet, freiberuflich zu arbeiten oder sich selbständig zu machen.
Ob man in Deutschland Erfolg hatte oder nicht, interessiert hier nur selten jemanden. Was zählt, ist Erfolg in Neuseeland – und den kann man als Neuling eben noch nicht vorweisen. Besonders schlecht kommt der Lehrmeister an, der den unwissenden Kiwis am anderen Ende der Welt erklären will, wie gewisse Dinge am besten zu handhaben sind! Vieles wird in Neuseeland nämlich anders gemacht, als in Deutschland – selbst wenn die deutsche Methode doch so offensichtlich besser ist …